Nach dem Nobel: Wie Google DeepMind Wissenschaft mit KI verändern will — und vor welchen Hürden es steht

Nach dem Nobel: Wie Google DeepMind Wissenschaft mit KI verändern will — und vor welchen Hürden es steht

Ein kurzer Abriss: Vom Spiele‑Lab zum Nobelgewinner

DeepMind begann 2010 als kleines, kompromisslos ambitioniertes Forschungsunternehmen. Gründer wie Demis Hassabis setzten früh auf tiefe neuronale Netze und Reinforcement Learning — erst beim Meistern von Atari‑Spielen (2015) und dem weltweiten Schlagzeilen erregenden Sieg gegen den Go‑Weltmeister (2016). Das ehrgeizigste wissenschaftliche Projekt war die Vorhersage von Proteinstrukturen: AlphaFold erschien 2018 und übertraf bis 2020 alle Konkurrenzmethoden. Für diese Revolution in der Strukturbiologie erhielten Hassabis und sein Team 2024 einen Anteil am Nobelpreis für Chemie. Das war nicht nur Prestige — AlphaFold ist praktisch: eine öffentliche Datenbank mit über 200 Millionen Strukturvorhersagen, die in Projekten von Bienenschutz bis zur Wirkstoffsuche eingesetzt wird.

Warum AlphaFold so besonders war — und was ein ‚Root‑Node‘‑Problem ist

Ein Erfolgsrezept von AlphaFold war, dass das Problem optimale Voraussetzungen für KI‑Lernen bot: große, saubere Datensätze bekannter Proteinstrukturen und klare Bewertungsmetriken. DeepMind bezeichnete Proteinfaltung als ‚root node‘ — eine grundlegende Herausforderung, deren Lösung viele Folgefragen öffnet. Solche Probleme lohnen jahrelange Forschung mit großen Ressourcen, weil sie als Katalysator für ganze Forschungszweige dienen. AlphaFold hat genau das geliefert: bessere Grundlagen für Biowissenschaften und handfeste Anwendungen.

Vom Labor zur Industrie: Projekte jenseits der Proteine

DeepMind versucht nun, das AlphaFold‑Erfolgsmodell auf andere Felder zu übertragen. Aktuelle Schwerpunkte sind: - AlphaGenome: Ein Versuch, lange Abschnitte nicht‑kodierender menschlicher DNA zu entschlüsseln und ihre Funktionen vorherzusagen. Anders als Proteine ist ein DNA‑Abschnitt oft multifunktional — die Aufgabe ist daher deutlich komplexer. - Materialien und GNoME: Mit Modellen wie GNoME hat DeepMind Hunderttausende potenzieller neuer Materialien vorhergesagt. Ziel ist es, künstlich Materialien mit gewünschten Eigenschaften (z. B. Supraleitung, Magnetismus) zu designen, indem man nicht nur physikalische Formeln, sondern gelernte Simulationen nutzt. - Weitere Ziele: Wettervorhersage, Kernfusion und andere ‚transformative‘ wissenschaftliche Herausforderungen. Einige Ideen werden intern streng selektiert; Forscher haben aber Freiheit bei der Herangehensweise.

Kommerzialisierung, LLM‑Goldrausch und interne Spannungen

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT (2022) hat sich die KI‑Landschaft beschleunigt. Große Sprachmodelle (LLMs) und Chatbots veränderten Erwartungen — sowohl in der Öffentlichkeit als auch kommerziell. DeepMind gehört jetzt zu Google und steht unter Druck, Produkte schneller zu bringen (z. B. regelmäßige Gemini‑Updates). Manche ehemalige Mitarbeitende kritisieren diesen Schwenk von reiner Grundlagenforschung hin zu Produktorientierung; andere finden die Mischung sinnvoll. Google hatte DeepMind 2014 übernommen (Medienberichten zufolge für ~400 Mio. US$) unter der Auflage, Ethik‑ und Sicherheitsfragen zu adressieren — doch schnelles Produkt‑Tempo macht verantwortungsvolle Entwicklung schwieriger.

Sicherheit, Ethik und reale Risiken

DeepMind setzt auf eine wissenschaftliche Herangehensweise und betreibt eine unternehmensweite Verantwortung‑und‑Sicherheits‑Abteilung, die bei wichtigen Entwicklungen konsultiert wird. Externe Expertinnen und Experten werden hinzugezogen, und ein Ethikbeirat war Teil der Auflagen bei der Google‑Übernahme. Trotzdem bleiben Risiken real: KI‑Modelle könnten etwa für die Entwicklung biologischer Bedrohungen missbraucht werden oder bestehende Verzerrungen (Bias) reproduzieren. Die Balance zwischen schnellem Release (Kommerz) und gründlicher Risikoprüfung ist eine der zentralen Herausforderungen.

Wettbewerb und das große Bild: DeepMind ist nicht mehr allein

Der Anspruch, KI für die grossen naturwissenschaftlichen Probleme einzusetzen, ist nicht mehr exklusiv. Firmen wie OpenAI und Mistral bauen inzwischen Teams für wissenschaftliche Forschung auf — ein Hinweis, dass die Idee an Zugkraft gewinnt. Gleichzeitig heißt das: DeepMind muss seine Stärken behalten — tiefe Expertise, interdisziplinäre Forschung und Zugang zu Google‑Ressourcen —, um weiter wegweisende Durchbrüche zu erzielen. Kooperationen mit Ausgründungen wie Isomorphic Labs zeigen einen Weg, Forschung in Anwendungen (z. B. Wirkstoff‑Entdeckung) zu überführen.

Warum der nächste Durchbruch schwerer wird — und trotzdem möglich ist

AlphaFold profitierte von klaren Daten und eindeutigen Erfolgskriterien. Viele der aktuellen Ziele (Genomfunktionen, Materialeigenschaften) sind schwieriger: Datensätze sind unvollständig, Messgrößen mehrdeutig und viele Lösungen möglich. Trotzdem hat DeepMind Vorteile: erfahrene Teams, große Rechenressourcen, Zugriff auf interdisziplinäre Expertise und einen wissenschaftlichen Arbeitsstil, der bei fundamentalen Problemen hilfreich ist. Ob das für wiederholte Nobel‑Level‑Erfolge reicht, hängt davon ab, ob das Unternehmen Forschungstiefe behalten kann, während es produktorientierte Entwicklungen vorantreibt.

Fazit: Chancen, Verantwortlichkeit und die offene Frage

DeepMind steht an einem Wendepunkt: Das Unternehmen hat gezeigt, dass KI grundlegend wissenschaftliche Felder verändern kann. Jetzt entscheidet sich, ob diese Kraft wiederholbar und verantwortungsvoll eingesetzt wird — in Bereichen, die das Potenzial haben, Klima, Gesundheit und Technologie tief zu beeinflussen. Der Weg ist ungleich schwerer als bei AlphaFold, aber mit der richtigen Mischung aus wissenschaftlicher Sorgfalt, Ethik und kluger Produktstrategie könnte DeepMind erneut Großes bewirken.

Was denkst du — kann DeepMind nach AlphaFold wieder einen wissenschaftlichen Quantensprung landen, oder wird die Kommerzialisierung diese Ambitionen ausbremsen? Schreib deine Meinung in die Kommentare oder abonniere unseren Newsletter für mehr Analysen zu KI in der Forschung.

Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-025-03713-1

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