Wenn Algorithmen trösten: Wie KI Hinterbliebenen beim letzten Abschied hilft
Was passiert gerade?
Laut Irish Independent setzen manche Familien inzwischen KI-Tools ein, um Reden für Trauerfeiern zu strukturieren und zu formulieren. Parallel plant die Irish Association of Funeral Directors (IAFD) Schulungen: Mitglieder sollen die Vor- und Nachteile des Einsatzes von KI verstehen – sowohl fürs Schreiben von Elogen als auch zur Verbesserung von Fotos und Bildschauen. Ziel ist, Qualität und Service zu erhöhen, ohne Würde und Authentizität zu gefährden.
Warum KI beim Abschied helfen kann
- Entlastung in Ausnahmesituationen: Wenn Worte fehlen, liefern Sprachmodelle eine klare Struktur und einen respektvollen Grundton. - Bessere Formulierungen: KI kann aus Stichpunkten ein flüssiges, gut vortragbares Manuskript erstellen. - Barrierearmut: Für nicht geübte Rednerinnen und Redner, Nicht-Muttersprachler oder unter Zeitdruck kann KI der nötige Startpunkt sein. - Bilder, die verbinden: Mit KI-gestützter Restaurierung und Retusche lassen sich alte Fotos für Präsentationen aufarbeiten – oft mit großer Wirkung für die Trauergemeinschaft.
Die heiklen Punkte: Risiken und Stolpersteine
- Echtheit und Ton: KI-Texte klingen schnell generisch. Ohne persönliche Anekdoten geht die individuelle Note verloren. - Faktentreue: Sprachmodelle können Details „halluzinieren“. Namen, Daten, Lebensstationen müssen zwingend geprüft werden. - Kulturelle und religiöse Nuancen: Nicht jede Formulierung passt zu jeder Familie oder Tradition. - Datenschutz: Wer private Daten, Fotos oder Sprachaufnahmen in Online-Tools lädt, muss an DSGVO, Einwilligungen und Speicherorte denken. - Urheber- und Persönlichkeitsrechte: Bei Musik, Bildern oder Zitaten für Bildshows sind Lizenzen und Rechte zu klären.
Praxisleitfaden: So wird aus KI-Output eine würdige Eloge
1) Erinnerungen sammeln: 10–15 Stichpunkte zu Charakter, prägenden Momenten, Lieblingssprüchen, kleinen Marotten – das macht den Unterschied. 2) Den Ton festlegen: Warm, humorvoll, spirituell oder sachlich? Diese Vorgabe an die KI hilft enorm. 3) Mit Beispielen füttern: Kurze Anekdoten einbauen („Jeden Sonntag…“, „Ihr Motto war…“). 4) Fakten prüfen: Namen, Daten, Orte gegenlesen. Keine Ausnahmen. 5) Menschlich veredeln: Eigene Formulierungen ergänzen, Pausen einplanen, laut vorlesen. 6) Kürzen: 5–7 Minuten sind für die meisten Trauerfeiern ideal. Beispiel-Prompt: „Schreibe eine einfühlsame, 5-minütige Eloge für [Name], lebensfroh, humorvoll, engagiert in [Verein]. Nutze diese Stichpunkte und Anekdoten [Liste], vermeide Floskeln, halte den Ton warm und persönlich.“
Fotos und Slideshows: Mehr als nur hübscher Schein
- Schonende Retusche: Kratzer entfernen, Farben korrigieren – ja. Übertriebene „Verschönerungen“ vermeiden, um die Person nicht zu verfremden. - Reihenfolge erzählt Geschichte: Chronologisch oder thematisch (Familie, Beruf, Hobbys) – die Dramaturgie zählt. - Musik mit Bedacht: Rechte klären und Lieder wählen, die zur Person passen.
Was heißt das für Bestatterinnen und Bestatter?
- Klare Leitlinien: Wofür KI geeignet ist (Entwürfe, Struktur, Bildaufbereitung) – und wofür nicht (persönliche Beratung, Trauerbegleitung). - Schulung und Qualitätssicherung: Mitarbeitende in Tonalität, Faktencheck und Datenschutz fit machen. - Datenschutz sauber umsetzen: Auftragsverarbeitungsverträge, EU-Hosting, Löschkonzepte. Nur Daten verwenden, denen die Familie zugestimmt hat. - Transparenz: Auf Wunsch offenlegen, wenn KI mitgewirkt hat – die Entscheidung liegt bei der Familie. - Mensch bleibt im Mittelpunkt: KI ist Co-Autor, nicht Zeremonienmeister.
Der größere Trend
Der Einsatz von KI in sensiblen Lebenssituationen nimmt zu – von Erinnerungsbüchern bis zu Bildarchiven. Entscheidend ist, Technologie als Werkzeug zu begreifen, das Menschen entlastet und Qualität hebt, ohne Rituale zu entmenschlichen. Irlands Ansatz, Bestatter systematisch zu schulen, könnte als Vorbild dienen: pragmatisch, datenschutzkonform und mit Blick auf Würde und Authentizität.
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